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Wenn
eine Stadt als Sportstadt gelten will, dann genügt es nicht, sich
im Glanz aktueller Medaillen zu sonnen. Dann erwartet man ein hohes
Engagement vieler Menschen in zahlreichen Disziplinen im Breiten- wie im
Spitzensport - und das in einem langen, die Gesellschaftsordnungen und
Ideologien überdauernden Zeitraum.
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Zwei Chemnitzer Diskuswerfer
haben in den 30er und 90er Jahren Maßstäbe gesetzt: Hans
Miersch und Lars Riedel. Die Fotos der beiden Sportler und ihre
Wurfscheiben in der Vitrine im Foyer lassen zwei Grundthemen dieser sportgeschichtlichen
Homepage anklingen: die Tradition und den Wandel in der Geschichte des
Sports. Die große zeitliche Lücke zwischen beiden Athleten soll
uns aber auch eine Warnung vor voreiligen Verknüpfungen sein. Chemnitz
war nicht 70 Jahre lang eine Hochburg des Diskuswerfens - es waren vielmehr
einzelne herausragende Sportler, die Spitzenleistungen erreichten - und
nicht die Tradition einer Stadt. Zudem: Wer Lars Riedel nach seinen Vorbildern
fragt, hört als erstes nicht den Namen Hans Miersch, sondern Al Oerter.
Eine Sportstadt lebt nicht aus sich selbst, sie muß sich stets an
den aktuellen internationalen Maßstäben orientieren.
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Das zweite Beispiel umfaßt eine
ähnlich große Zeitspanne, geht jedoch nicht von einer einzelnen
Disziplin, sondern von einer Familie aus. Emil Lötzsch war
Sachsenmeister im Ringen, seine Tochter Jutta in den 50er Jahren
erfolgreiche Rollschuh- und Eisläuferin. Berühmt wurde sie aber
erst nach ihrer aktiven Zeit, nämlich als Eiskunstlauftrainerin Jutta
Müller, deren Tochter Gabi Seyfert internationalen Ruhm
erwarb. Doch Vorsicht vor schnellen Schlüssen! Ein Großvater
als Ringer und eine Mutter als Trainerin reichen nicht aus, um eine Goldmedaille
im Eiskunstlauf zu erklären. Die Rolle, die der Sport in dieser Familie
über drei Generationen spielte, ist allerdings sehr wohl eine entscheidende
Voraussetzungen dafür, daß Talente gefördert und gefordert
wurden.
Die beiden Beispiele belegen gut
den Wandel im Sport. Von der Antike übernommene Disziplinen entwickelten
sich stetig weiter, wie die Wurfscheiben und die Fotos der Athleten zeigen.
In der Moderne entstandene Sportarten haben oft recht bewegte Schicksale.
Oft sind sie kurzlebig, gelegentlich sterben sie völlig aus, manchmal
werden sie von verwandten Disziplinen - wie der Rollschuh- vom Eiskunstlauf
- abgelöst, und hin und wieder werden sie von einer anderen Generation
neu entdeckt (Inline-Skating). |
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