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Turniere
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Spiel und "Sport" vor 1800 |
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Bereits
seit dem späten 19. Jahrhundert treibt man in Deutschland - nach angelsächsischem
Vorbild - Sport; 1847 wurde der erste Turnverein in Chemnitz gegründet.
Und davor? In Mittelalter und frühe Neuzeit gab es zwar noch
kein "Turnen" und keinen "Sport", aber bei genauem Hinsehen können
wir doch manche "Vorläufer" entdecken. Allerdings
waren diese - wie alle Lebensformen damals von der Zugehörigkeit zu
einem bestimmten "Stand" der Gesellschaft (Adel - Bürger - Bauern)
bestimmt.
Spiel
Kinder und Erwachsene haben zu allen
Zeiten gespielt. Manches Spielzeug erscheint uns fast zeitlos, wie z. B.
Würfel oder Murmeln, anderes ist erst in den letzten Jahrzehnten aus
der Mode gekommen, wie z. B. Reifen, Stelzen oder Steckenpferd. Aus den
wenigsten Spielen ist später eine Sportart geworden, bei einigen jedoch
wurden die Ansprüche an Geschicklichkeit, Ausdauer und Leistungsvergleich
so stark entwickelt, daß sie heute zum Bereich Sport gerechnet werden.
Der Reifen hat es bei der Sportgymnastik sogar zur olympischen Ehre gebracht.
Humanismus und Christentum Im Zeitalter des Humanismus und der Renaissance war das Interesse an den antiken olympischen Sportarten neu erwacht. Vielfältig sind die regionalen Zeugnisse für die Beschäftigung mit dem Ringen:
Die von Leonhard Nather 1522 verfaßte Zwickauer Stadtschulordnung belegt Übungen des Leibes, wie Laufen, Ringen, Springen und Fechten jeweils am Mittwochnachmittag. Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen erlaubte seinen drei Söhnen 1620 ausdrücklich körperliche Betätigung, zu einem Zeitpunkt, wo sie in Schulen zumeist unerwünscht war. Am Beispiel der Diskussionen um
das Baden in der freien Natur sei an diese körperfeindliche Grundeinstellung
erinnert:
Von der Waffe zum Sportgerät Eine weitere wichtige Wurzel des
modernen Sports sind die militärischen Übungen, die wir - nach
Ständen aufgeteilt - im Nordflügel des Kreuzganges zeigen. Das
adlige Turnier steht im Mittelpunkt, denn es spiegelt ein
oft zu beobachtendes Muster: Wenn Kampftechniken überholt sind, dann
können sie - in entmilitarisierter Form - zu reglementierter Körperertüchtigung
und zu beliebten "zivilen" Schaukämpfen und später dann zu modernen
Sportarten werden. Die große Zeit der Turniere setzte ja erst ein,
als die Ritter bereits große Niederlagen - zuerst durch Bogenschützen
und später durch Feuerwaffen - erlitten hatten.
Die Stadtbürger Nicht nur Adlige traten in Turnieren
an. 1613 fand auf dem Chemnitzer Marktplatz ein "Rennen" statt,
an dem "einige Bürger der Stadt" teilnahmen. Wichtiger jedoch für
die Städter waren andere Waffenübungen, bei denen ebenfalls der
militärische Zweck im Laufe der Zeit neuen, "zivilisierteren" Zielen
weichen mußte: dem sozialen Ansehen (Schützengesellschaften),
dem Leistungswettbewerb (Schützenkönig) und schließlich
dem reinen Spaß am sportlichen Tun.
Jahrmärkte und Volksfeste
waren ein besonders beliebter Raum für Wettkämpfe. Reisende Akrobaten,
Artisten und Athleten belustigten die Besucher, aber auch jedermann konnte
seine Kraft und seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Am "Galgenvogel"
konnten die Jahrmarktsbesucher zeigen, wie treffsicher sie waren. Eine
erzgebirgische Chronik Christian Lehmanns aus dem Jahre 1699 berichtet
"von grossen und starcken Leuten". Bei einer Kraft-Demonstration wurde
sogar ein Preis ausgesetzt. Der betreffende Steiger aus Elterlein hatte
"in der Rittersgrün auff dem rothen Hammer 8 Wag-Eisen / 4 auf jeder
Achsel / Summatim 288 Pfund hundert Schritt weit getragen und damit einen
Thlr. gewonnen."
Auf dem Lande Der von körperlicher Arbeit geprägte Alltag auf dem Lande ließ nur wenig Raum zu "sportlichen" Übungen. Doch wie die jungen Burschen ihre Kräfte miteinander gemessen haben, ist schon sprichwörtlich geworden, und auf den ländlichen Jahrmärkten und Festen herrschte ein eben so buntes Treiben wie auf den städtischen. Selbst das Turnier wurde von den Bauern kopiert, wie die folgende - allerdings leicht karikierende - Abbildung zeigt. |
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