Blick zum Chemnitzer Schloß, kolo- rierter Stich von Welck, 1780er Jahre
Die beiden Renaissance-Säle im Obergeschoss des heutigen Museums gehen auf diese historische Phase der Hausgeschichte zurück, die allerdings nur etwa 80 Jahre währte. Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Gebäude mehrfach besetzt und teilweise verwüstet.
Balkon von Chemnitz
Bereits am Anfang des 18. Jahrhunderts gingen große Teile des Gebäude- komplexes und des Grundbesitzes in bürgerliches Eigentum über. Seit den 1740er Jahren waren die Siegerts, eine Familie von Textilkaufleuten, die in und um Chemnitz über umfangreichen Besitz verfügte, Eigner des "Rittergutes". Sie nutzten es für verschiedene wirtschaftliche Zwecke, entwickelten das Areal bereits in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts aber auch zur Ausflugs- und Freizeitstätte. Außer dem reizvollen Blick über Schlossteich und Stadt zogen Biergarten, Kegelbahnen und Billardstuben, die im Garten des Schlossvorwerkes entstanden, viele Besucher an.
Im Zuge der Industrialisierung und des raschen Bevölkerungswachstums in Chemnitz setzte sich diese Entwicklung im Verlauf des 19. Jahrhunderts unter neuen Eigentümern weiter fort.
Neben der Gaststätte am ehemaligen Schlossvorwerk (seit den 1880er Jahren "Miramar") entstand eine zweite Gastwirtschaft im Ostflügel des Schlosses. Das Gelände im Umfeld der Gebäude verwandelte sich in eine romantische Parkanlage: Es wurden Pavillons und Skulpturen aufgestellt, am Fuße des Berges entstand eine Anlegestelle für Gondelfahrten über den Schlossteich.
In den 1860er und -70er Jahren erfolgte die Sanierung der ehemaligen Kloster- und Schloßkirche; 1895-1897 wurde sie mit einem weithin sichtbaren Turm ergänzt.
Biedermeier-Romantik auf dem Balkon von Chemnitz, Gouache von Thieme (Ausschnitt), 1830er Jahre