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das Gedicht von 1668 Restaurierung 1995 -2001 |
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Aufstellungen und Restaurierungen des Heiligen Grabes
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1668: Die Entscheidung für den Erhalt
Im 17. Jahrhundert wurde in der Jakobigemeinde erwogen, das Heilige Grab als Werk abergläubiger Verehrung zu beseitigen. Doch 1668 beschloss man, es zu belassen und fasste die Überlegungen in folgende lateinische Distichen zusammen: En tibi, spectator, Jesu sculptura sepulchri, Siehe, Betrachter, die Skulptur des Grabes Jesu, |
(Text: Dipl.-Rest. Jörg Kestel) |
Bisheriger Zustand und Aufgabenstellung
Das Heilige Grab lagerte seit 1983 in seine 150 Einzelteile zerlegt und in Kisten verpackt an verschiedenen Orten. Bei der Voruntersuchung im Zuge der 1995 dringend notwendig gewordenen Konservierung der Farbfassung durch eine Restauratorengruppe um Dipl.-Rest. Ingolf Pönicker wurden folgende Schäden festgestellt: Lockerung der weitestgehend ursprünglichen Farbfassung, außerdem zahlreiche Verluste dieser Fassung
den weitestgehend ursprünglichen Bestand zu konservieren,1998 nahm die neu gebildete Arbeitsgemeinschaft mit den Diplom-RestauratorInnen Carry Bendin, Grit Stamm, Michael Lange unter Leitung von Dipl.-Rest. Jörg Kestel die Arbeiten auf. |
Durchgeführte Maßnahmen
Die Fassung wurde erneut mit Glutinleimen gefestigt, da nach der damals 3 Jahre zurückliegenden Notkonservierung wieder Fassungslockerungen an allen Bauteilen eingetreten waren. Damit einhergehend erfolgte eine trockene Oberflächenreinigung, bei der grobe schadstoffbelastete Staubauflagen entfernt wurden. Als erster Arbeitsschritt der Dekontaminierung wurden die DDT-Ablagerungen an der Oberfläche und in der Fassung mittels Lösungsmittelkompressen entfernt. Nach der ästhetischen Oberflächenreinigung und partiellen Festigung extrem wurmgeschädigten Holzes mit einer Kunstharzlösung wurde der zweite Schritt der Dekontaminierung durchgeführt. Da Lösungsmittelanwendungen ein erneutes Austreten des Schadstoffs bewirken, wurde nach einer geraumen Trocknungszeit eine wässrige Nachreinigung vorgenommen, die letztlich die DDT-Oberflächenkonzentration fast auf Null reduzierte. Das DDT bleibt im Inneren des Holzes weiterhin zum Schutz vor erneuten Insektenbefall erhalten. Mit den Holzfestigungsmaßnahmen wird nur eine Stabilisierung der Oberfläche des geschädigten Holzes erreicht; daher mußte die Standsicherheit des Heiligen Grabes mit Hilfe einer Stützkonstruktion im Inneren des Grabgehäuses und vielen zusätzlichen Verbindungs- und Stützbeschlägen wieder hergestellt werden. Bei der Integration plastischer und farblicher Fehlstellen wurde, wie vorgesehen, so vorgegangen, dass ein weitestgehend ursprünglicher Zustand (mit geringeren, aber unwiederbringlichen Verlusten) präsentiert wird. Nur störende Verluste kleiner Schnitzwerkteile an der Architektur wurden ergänzt und die an Fassungsfehlstellen sichtbar gewordene weiße Grundierung mit Aquarellfarben retuschiert. Die Holzergänzungen erhielten keine Fassung, sondern wurden zur besseren Integration in einem dunkleren Holzton eingefärbt. |
Neu gewonnene Erkennnisse
Durch die Symmetrie und Austauschbarkeit sich ähnelnder Bauteile kam es in früheren Aufstellungen immer wieder zu neuen Kombinationen der Einzelteile. Beim jetzigen Aufbau sollte die ursprüngliche Montage der Bauteile wiederhergestellt werden. Dazu wurden die teilweise vorhandenen ursprünglichen Passmarken identifiziert und zugeordnet. Nicht erhaltene Passmarkenbezüge wurden durch die Untersuchung ursprünglicher Befestigungsspuren oder durch ikonographische Zusammenhänge rekonstruiert. Die neue Anordnung des Figurenprogramms basiert in gut nachvollziehbarer Weise auf dem Johannesevangelium, wobei sich gleichzeitig ein sinnvolles Ordnungssystem der Passmarken ergibt. Auch bei der Deutung der Inschrift erbrachte die Restaurierung eine wichtige neue Erkenntnis. Es war bezweifelt worden, daß die Tafel mit dem Namenszug zum Heiligen Grab gehört; doch durch eine technologische Untersuchung konnte sie zweifelsfrei einem authentischen Bauteil zugeordnet werden. Da die Tafel sich ursprünglich nicht sichtbar im Inneren des Grabgehäuses befand, muß sie wahrscheinlicher als eine Autoreninschrift als die eines Stifter gelesen werden. Durch die mit der Restaurierung einhergehende kunsttechnologische Untersuchung sind besondere Formen von oftmals selten erhaltenen Papierapplikationen entdeckt und dokumentiert worden. Weitere neugewonnene Erkenntnisse könnten zukünftig bei der Zuordnung des Fassmalers zu bestimmten Werkstatttraditionen behilflich sein. Sie bieten den Ansatz für zukünftige weiterführende Forschungsarbeit. |